© Daniel Zangerl
Pflanzen, Ernten, Selbstversorgen – vom ersten zarten Pflänzchen bis zum Ernteüberfluss im ersten Jahr. Was aber tun, wenn der erste Hochbeet-Honeymoon vorbei ist? Doris Kampas, die Hochbeet-Queen aus Oberrohrbach, weiß, wie aus der ersten Verliebtheit eine dauerhaft blühende Beziehung gelingt …
Seit über 20 Jahren hat sich die Agrarwissenschaftlerin und Pflanzenbauexpertin dem Bau und der richtigen Bewirtschaftung von Hochbeeten verschrieben. Nach ihren Büchern „Das unglaubliche Hochbeet“ und „Das sensationelle Winterhochbeet“, die zu SPIEGEL-Bestsellern wurden, erschien jetzt „Das große Hochbeet-Buch“.
Darin beantwortet sie alle Fragen, die sich im Laufe des ersten Gartenjahres stellen, und wie man den Kasten danach über 1.000 Tage am Laufen hält. Und nicht zuletzt verführt sie mit Themenhochbeeten, wie das „Ab-in-die-Bowl-Hochbeet“ oder das „Süße-Früchtchen-Hochbeet“, einmal über den Hochbeetrand hinauszublicken – vielleicht mit einer Kürbishängematte?
Doris, unter einer Vielzahl ist Ihr persönlicher Favorit das Hochbeet aus Lärchenholz. Warum?
Doris Kampas: Beim Holz geht es mir in erster Linie um die Herkunft, also wie weit das Holz gereist ist und ob es aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Bis vor wenigen Jahren wurde viel sibirische Lärche importiert, die mittlerweile durch kanadisches Holz ersetzt wird. Dabei ist das gar nicht notwendig, denn in Österreich gibt es ausreichend Lärchenholz, zum Beispiel im Waldviertel. Besonders wichtig finde ich, welche Art der Holzschlägerung stattgefunden hat, also ob das Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt oder aus Raubbau, wie z.B. von Urwäldern oder Kahlschlägen.
Bei nachhaltiger Waldwirtschaft wird dem Wald nur so viel Holz entnommen, wie durch natürliche Prozesse oder Aufforstung wieder nachwächst. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Lärchenholz ist das ideale Gartenbauholz, denn es ist sehr langlebig bei vergleichsweise geringen Kosten. Außerdem ist es klimaneutral, denn das im Holz gebundene Kohlendioxid kann nicht in die Atmosphäre entweichen. Ein Hochbeet aus Metall hingegen verschlingt schon bei seiner Fertigung Unmengen an Energie.
Was sind die wichtigsten Basics, die Hochbeet-Neulinge wissen müssen?
Die gute Nachricht: Ein Hochbeet passt auf nahezu jeden Standort. Also auch auf Stellen im Garten, wo sonst nichts wächst, z.B. auf einen verdichteten Boden, wie es oft in Reihenhausanlagen der Fall ist, oder auf befestigten Untergrund. Ein paar Grundregeln gibt es aber doch, damit Gemüse und Kräuter gut gedeihen:
• Sonne, Sonne, Sonne: Je mehr Licht, umso erfolgreicher ist man vor allem mit dem Anbau von Fruchtgemüse wie Paradeiser, Paprika, Gurken, Zucchini, Melanzani oder Physalis und Kräuter, z.B. Rosmarin, Thymian und Oregano.
• Auch (Halb-)Schatten ist möglich: Wenn kein anderer Platz zur Verfügung steht, gedeihen noch viele verschiedene Gemüsesorten auf eher halbschattigen bzw. schattigen Plätzen. Dazu gehören Blattgemüsearten wie Salat, Mangold und Spinat, Knollen und Köpfe wie Kraut, Kohlsprossen, Kohl, rote Rüben und Kohlrabi und vor allem Wurzelgemüse, z.B. Karotten, Wurzelpetersilie und Pastinaken.
• Ost-West-Ausrichtung: Wenn Sie an den Anbau von Wintergemüse denken, sollten Sie auch die Anschaffung eines Frühbeet-Aufsatzes einplanen. Die meist schräge Abdeckung sollte Richtung Süden ausgerichtet sein, denn so fängt das Hochbeet die meisten Sonnenstrahlen ein.
• Wer sich für ein Hochbeet aus Holz entscheidet, darf den konstruktiven Holzschutz nicht vergessen. Also Noppenfolie an der Innenseite des Hochbeets und etwas Kies unter die Hochbeet-Kanten. So bleibt das Holz sehr lange haltbar, ganz ohne Anstrich.
• Schädlinge kann man aus dem Hochbeet aussperren. Ein Wühlmausgitter im Inneren schützt vor dem Einwandern lästiger Nager und eine Schneckenkante rund ums Hochbeet hindert Schnecken am Einwandern.
Sie sagen, das erste Hochbeet-Jahr gelingt immer, aber wie geht es danach erfolgreich weiter?
Im ersten Jahr sinkt die Befüllung des Hochbeets ziemlich ab. Das eingefüllte Material wurde von Bodenorganismen abgebaut, also in kleine Humusteile zerlegt. Dabei wurden Nährstoffe und Wärme frei, der Grund, warum die Pflanzen im Hochbeet so gut gedeihen. Auf diesen Effekt braucht man aber in den folgenden Hochbeetjahren nicht zu verzichten.
Anstatt das Hochbeet mit Erde aufzufüllen – was auch ziemlich teuer kommt –, wird das Beet einfach wieder mit frischem Gartenmaterial aufgefüllt, also mit Grasschnitt, Laub, halbfertigem und fertigem Kompost und, wenn vorhanden, kann auch etwas Tiermist zugefügt werden. Auf diese Art und Weise bringt man das Hochbeet mehrere Jahre lang wieder neu in Schwung und kann weiterhin nährstoffbedürftige Pflanzen wie Zucchini oder Paprika anbauen.
Nach vier, fünf Jahren ist die Befüllung im Hochbeet jedoch so komprimiert, dass nur mehr mit wenig Material aufgefüllt werden kann und der Dünge- bzw. Wärmeffekt ausfällt. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten: entweder einen Teil der Befüllung ausschaufeln und frisches Material einfüllen, düngen oder Pflanzen mit geringeren Ansprüchen anbauen. Das sind zum Beispiel Salate, Erbsen, Bohnen oder Kräuter.
Wie gelingt das Hochbeet in Zeiten des Klimawandels?
Hitze, Trockenheit und auch Stürme und Starkregen setzen allen Pflanzen zu. Zu große Hitze stoppt das Wachstum der Pflanzen und lange Trockenheit geht einher mit Qualitätsminderungen der Früchte. So werden Radieschen, Kohlrabi und Rettich holzig, Tomaten platzen auf und Salat wird zäh und ledrig. Lange Regenphasen machen das Gemüse anfällig für Pilzkrankheiten, bei ständig nasser Erde verfault es.
Starke Stürme sind allgemein ein Problem, da sie Pflanzen abknicken können und zudem die Insekten bei der Befruchtung stören. Im Hochbeet ist man ein wenig im Vorteil. Staunässe ist kein Thema, da Regenwasser durch die lockere Befüllung rasch versickert. Und um Wind von den Pflanzen fernzuhalten, gibt es einen kleinen Trick: Einfach die Pflanzen im Hochbeet etwas tiefer setzen, sprich das Hochbeet nur bis 10–15 cm unter den Rand mit Erde befüllen. Die Wand schützt vor allem frisch gesetzte, noch sehr empfindliche Pflänzchen.
Eine einfache, aber sehr effektive Maßnahme bei Wetterextremen ist Mulch, ein organisches Material, mit dem der Boden rund um das Gemüse abgedeckt wird. Als Mulchmaterial eignen sich z.B. Grasschnitt vom Rasenmähen, Laub oder Miscanthus, das ist gehäckseltes Elefantengras. Ungeeignet ist Rindenmulch, denn er versauert den Boden und hemmt das Gemüse beim Wachsen. Mulch hält bei Hitze die Feuchtigkeit im Boden, beschattet den Wurzelbereich der Pflanzen und bremst bei Starkregen die Regentopfen.
Bei großer Hitze helfen sich die Pflanzen durch ihre selbst eingebaute „Klimaanlage“, indem sie Wasser verdunsten und dabei ihrer Umluft Energie entziehen. Dadurch entsteht die sogenannte Verdunstungskälte, also die direkte Umgebung der Pflanzen wird etwas kühler. Für diesen Pflanzentrick braucht das Gemüse jedoch viel Wasser, regelmäßiges Gießen ist daher im Hochsommer besonders wichtig – idealerweise mit einer Tröpfchenbewässerung. Es gibt auch Pflanzen, die im Hochbeet trotz Hitzesommer sehr gut gedeihen, z.B. Paprika, Chili, Andenbeere, Tomatillo, Okra oder Melone.
Auch rund um das Hochbeet darf es, wie in der Kürbishängematte, wachsen und gedeihen …
Eine tolle Idee, die ich bei einem Freund entdeckt habe. Er hat rund um sein Hochbeet ein Gerüst gebaut und Ranknetze befestigt, an denen die Kürbispflanzen emporklettern können. Damit die frei schwebende Kürbisfrucht nicht abreißt, stützt er sie einfach mit einem alten Erdäpfelsack, der am Gerüst angebunden ist. So entsteht die Kürbishängematte.
Eine andere pfiffige Idee ist eine ausrangierte Wäschespinne neben dem Hochbeet. Rankende Pflanzen wie z.B. Gurken oder Melonen wachsen einfach aus dem Hochbeet hinaus und stützen sich an der Wäschespinne ab.
Wie wichtig ist die vorausschauende Planung?
Eine gute Planung ist im Hochbeet der halbe Erfolg. Denn der Raum ist ja begrenzt, darum sollten Fruchtfolge und Pflanzabstände stimmen. Wer im Winter ernten will, muss rechtzeitig den Anbau planen, denn das Gemüse keimt und gedeiht, solange es warm ist. Je nach Gemüseart wird Wintergemüse bereits im Frühling (z.B. Pastinaken, Wurzelpetersilie, Lauch), im Sommer (z.B. Chinakohl, Karotten, Kohlrabi) oder erst im Herbst (z.B. Asia-Gemüse, Salate, Radieschen) angebaut.
Auch die Planung für das Folgejahr ist wichtig. Es sollten nie Gemüsearten aus derselben Pflanzenfamilie hintereinander angebaut werden, also z.B. Kohlsprossen nach Brokkoli oder Gurken nach Zucchini. Die Planung muss nicht allzu streng sein, immer bunt und abwechslungsreich – dann klappt es sicher. Viele bereits fertig geplante Musterbeete zum einfachen Nachbauen gibt es übrigens in meinen Hochbeet-Büchern.
Alle Infos auf www.bio-garten.at
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