Kärntner Exporte auf Rekordkurs
Kärntner Exporte im hoch: Der Außenhandelsbilanzüberschuss ist wieder deutlich auf 1,1 Milliarden Euro angewachsen
WK-Präsident Jürgen Mandl, Albert Luger und Verena Fink (FH Kärnten), Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig und WK-Direktor Meinrad Höfferer. ©WKK/Horst
Trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation kann Kärnten bei den Exporten den Rekord aus dem Jahr 2022 übertreffen. Im Vorjahr hat unser Bundesland Waren im Wert von knapp 9,5 Milliarden Euro exportiert – das sind um 0,9 Prozent mehr als im Rekordjahr 2022. Damit zeigt sich einmal mehr, dass gerade in schwierigen Zeiten der Export das wichtigste Standbein der Kärntner Wirtschaft ist. Die Importe gingen nicht nur aufgrund der Preisstabilisierung um 7,7 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zurück, auch die Importmengen sind gesunken, was auf eine zurückhaltende Investitions- und geringere Produktionstätigkeit der Kärntner Betriebe hindeutet. Der Außenhandelsbilanzüberschuss steigt im Vorjahr auf 1,1 Milliarden Euro (2022: 240 Millionen Euro) und erreicht wieder das Rekordniveau von 2018. Kärnten gehört damit – gemeinsam mit Oberösterreich, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg – erneut zum exklusiven Kreis von nur fünf Bundesländern mit einer positiven Außenhandelsbilanz.
Aktuell harte Zeiten für Exporteure
„Für heuer sieht die Situation beim Export allerdings weniger rosig aus“, so WK-Präsident Jürgen Mandl. Das bestätigen die bisher vorliegenden Zahlen für Gesamtösterreich. Demnach liegt das Minus bei den Exporten von Jänner bis Ende April bei 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Anm: 2023: 68,3 Mrd. Euro, 2024: 65,5 Mrd. Euro). Mandl weiter: „Der Standort Österreich und damit auch unsere Exportprodukte sind durch die hohen Lohnabschlüsse und die erdrückende Steuerlast teuer geworden. Die heimische Wirtschaft steht durch die sinkende Wettbewerbsfähigkeit massiv unter Druck. Die Politik ist trotz der bevorstehenden Wahlen dringend gefordert, die Rahmenbedingungen für die heimischen Wirtschaftstreibenden zu verbessern – Stichwort Bürokratieabbau und Abgabenbelastungen.“
Schuschnig fordert „regulative Atempause“
Aus Sicht von Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig ist der Export nach wie vor ein stabilisierender Faktor für den Wirtschaftsstandort. Umso wichtiger sei die Exportoffensive, die nicht nur zu einer stärkeren Diversifikation der Exportmärkte beigetragen habe, sondern den Kärntner Unternehmen auch ein umfassendes Rahmenprogramm biete, um neue Märkte zu erschließen oder zu expandieren. Doch die Inflation und die sinkende Investitionsbereitschaft bereiten Schuschnig Sorgen: „Die Ergebnisse zeigen, dass wir als Standort vor noch größeren Herausforderungen stehen als jenen, die wir bereits durchschritten haben.“ Er verlangt daher eine „regulative Atempause. Die Betriebe können mit dem Mehr an Vorschriften nicht mehr Schritt halten.“
Deutschland bleibt wichtigster Handelspartner
Sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten ist Deutschland mit großem Abstand der wichtigste Handelspartner der Kärntner Unternehmen. Mit einem Plus von 0,8 Prozent wuchsen die Exporte zum deutschen Nachbarn allerdings nur mehr leicht. Einen Dämpfer gab es im Handel mit unseren direkten Nachbarn Italien und Slowenien. Sowohl die Importe als auch die Exporte gingen zurück, besonders stark in Slowenien (-18 Prozent bei den Exporten und Importen). Die wichtigsten Import- und Exportgüter sind nach wie vor Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte. Kärntens Exportschlager, der Maschinen- und Anlagenbau, verzeichnet 2023 mit 13 Prozent weiterhin hohe Zuwachsraten (2022: +14%). Viele für Kärnten wichtige Exportgüter wie Holz (-19,5%), Kunststoffe (-16,3%), chemische Erzeugnisse (-16,9%) und Papier (-17,6%) weisen jedoch zweistellige Rückgänge auf. WK-Direktor Meinrad Höfferer ist stolz auf Kärntens Außenwirtschaft: „Wir haben als eine von wenigen Regionen weltweit einen Exportüberschuss mit Deutschland, mit China sind Im- und Exporte fast auf Augenhöhe, und die USA feiern mit +21 Prozent das Comeback des Jahres.“
Nachhaltigkeit und Green Economy als Chance für Exporteure
Ökologische, soziale und unternehmerische Nachhaltigkeit (ESG) wird für international tätige Unternehmen immer wichtiger und eröffnet neue Marktchancen. Gleichzeitig gewinnt die Green Economy angesichts globaler Umweltprobleme wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit immer mehr an Bedeutung. In Zusammenarbeit mit der FH Kärnten und dem Land Kärnten sind zu diesem Thema zwei neue Broschüren zu diesem Thema entstanden: der ESG-Trend-Radar und der Marktchancen-Bericht Green Economy.
ESG-Trend-Radar: Wegweiser zur Nachhaltigkeit
„Der ESG-Trend-Radar soll Führungskräften und Entscheidungsträgern in exportorientierten Unternehmen ermöglichen, sich rasch einen kompakten Überblick über wesentliche Trends, regulatorische Rahmenbedingungen und mögliche Handlungsinitiativen in den drei ESG-Feldern zu verschaffen. Damit werden Kärntner Unternehmen unterstützt, die zukünftigen Herausforderungen in diesem Bereich erfolgreich zu meistern und die damit verbundenen Chancen im internationalen Wettbewerb zu nutzen“, so Verena Fink von der Fachhochschule Kärnten. Das Spektrum reicht von Initiativen zur Gestaltung nachhaltiger Produktions- und Konsumpraktiken, der Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung über die Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Mitarbeitern bis hin zur erfolgreichen Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Kärnten führend in der Green Economy
Österreichs Umweltwirtschaft löste bereits im Jahr 2021 Bruttowertschöpfungseffekte von mehr als 18 Milliarden Euro aus, das entspricht fünf Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung. In Kärnten hat die Green Economy einen Anteil von 9,5 Prozent an der regionalen Bruttowertschöpfung und ist damit Spitzenreiter unter den Bundesländern. Bei den Exporten in der Umweltwirtschaft liegt Kärnten mit einem Anteil von rund drei Milliarden Euro hinter Oberösterreich und der Steiermark an dritter Stelle und ist damit für ein Fünftel aller Umweltexporte Österreichs verantwortlich. Das geht aus dem Marktchancen-Bericht Green Economy hervor, so Albert Luger von der Fachhochschule Kärnten: „Die Umweltwirtschaft weist eine positive Wachstumsdynamik bei Beschäftigung und Wertschöpfung auf. Kärnten hat einen hohen Anteil an den österreichischen Gesamtexporten in diesem Bereich. Das deutet auf einen Schwerpunkt auf umweltbezogene Industrien und Dienstleistungen hin.“ Für Kärnten ergeben sich daraus große Chancen: Die weltweiten Importe von Umweltgütern, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien und des Gewässerschutzes, sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen, vor allem in hoch entwickelten Ländern und/oder großen Volkswirtschaften wie den USA, China und Deutschland.
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