
Was tun, wenn das Kind nicht schlafen will?
Abend für Abend das gleiche Drama: Das Kind ist müde, aber will nicht schlafen. Was hilft wirklich?
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Das Kind ist müde, aber will nicht schlafen. Statt friedlicher Ruhe gibt es Tränen, Diskussionen und endlose Einschlafrituale. Was hilft wirklich?
Für viele Erwachsene ist Schlaf ein ersehnter Rückzugsort. Für Kinder dagegen bedeutet das Einschlafen oft Trennung, Kontrollverlust – oder schlicht das Ende eines spannenden Tages. Vor allem im Alter zwischen zwei und sechs Jahren ist es ganz normal, dass sich das Thema Schlafen zum emotionalen Kraftakt entwickelt. Beispiel: Sobald das Licht aus ist, werden alle Fragen der Welt gestellt, von denen tagsüber keine Spur sind. Diese „späte Aktivierung“ ist kein Zufall. Das Gehirn eines Kindes verarbeitet am Abend die Eindrücke des Tages – und sucht Nähe, Sicherheit und Struktur. Fehlen diese Elemente, beginnt der Kampf ums Einschlafen.

Typische Gründe, warum Kinder abends nicht schlafen wollen
Das Kind will nicht schlafen – und zwar regelmäßig. Doch bevor Eltern an sich selbst zweifeln oder zu drastischen Maßnahmen greifen, lohnt sich ein Blick auf die häufigsten Ursachen:
Übermüdung oder Unterforderung
Klingt widersprüchlich, ist aber real: Ein Kind, das zu müde ist, schläft schlechter ein – weil der Körper im Stressmodus ist. Andererseits kann zu wenig Auslastung am Tag zu überschüssiger Energie führen, die sich am Abend entlädt.
Zu viele Reize kurz vor dem Schlafen

Blaulicht von Tablets, wilde Spiele oder aufregende Geschichten im Fernsehen: Alles, was das Gehirn aktiviert, macht das Einschlafen schwerer. Das betrifft besonders Kinder mit hoher Sensibilität.
Unklare oder inkonsequente Schlafenszeiten
Kinder brauchen Struktur. Wenn das Einschlafen mal um 19.30 Uhr, mal um 21 Uhr stattfindet, fehlt dem Körper der Rhythmus. Das Ergebnis: Protest oder endlose Verhandlungen.
Angst vor dem Alleinsein
Für viele Kinder bedeutet das Schlafen eine Trennung von den Eltern. Wenn tagsüber wenig Exklusivzeit war, fordert das Kind diese Zeit abends ein – oft unterbewusst.
7 erprobte Tipps, wenn das Kind nicht schlafen will
Eltern stehen beim Thema Schlafen und Kind oft zwischen Geduld und Erschöpfung. Die gute Nachricht: Es gibt Strategien, die helfen können – ohne Tränen und Druck.

- Rituale etablieren
Ein fester Ablauf vor dem Schlafengehen – etwa Zähneputzen, Vorlesen, Kuscheln – hilft dem Kind, mental „runterzufahren“. Wiederholungen geben Sicherheit und signalisieren: Jetzt beginnt die Ruhezeit. - Einschlafzeit anpassen
Ein übermüdetes Kind ist oft unruhig, gereizt und rebellisch. Notiere eine Woche lang, wann dein Kind tatsächlich müde wird – und richte die Schlafenszeit entsprechend aus. - Bildschirmzeit reduzieren
Mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen sollte kein Bildschirm mehr genutzt werden – weder Fernsehen noch Tablet. Stattdessen eignen sich ruhige Beschäftigungen wie Malen, Hörspiele oder Puzzles. - Mit Ängsten offen umgehen
Wenn das Kind Sorgen äußert („Ich habe Angst vor Monstern“), sollten Eltern diese nicht abtun. Frag nach, nimm die Angst ernst – und biete Lösungen an (z. B. ein „Monster-Spray“, ein Nachtlicht oder ein gemeinsamer Kontrollgang durchs Zimmer). - Ruhe ausstrahlen
Kinder spüren jede Anspannung. Wer als Erwachsener unter Strom steht, überträgt diese Unruhe unbewusst auf das Kind. Ein bewusst ruhiger Tonfall, gedämpftes Licht und körperliche Nähe wirken oft Wunder. - Schlafumgebung prüfen
Das Kinderzimmer sollte einladend, ruhig und gemütlich sein. Nicht zu warm, nicht zu hell, keine tickenden Uhren – kleine Störfaktoren können große Wirkung haben. Tipp: Ein leicht duftendes Lavendelkissen kann beruhigend wirken. - Konsequent bleiben – aber liebevoll
Kinder testen Grenzen. Das ist normal. Wichtig ist, dass die Schlafenszeit nicht täglich neu verhandelt wird. Wenn das Kind immer wieder aufsteht, hilft ein ruhiges, bestimmtes Zurückbringen – ohne Diskussion.

Wann braucht mein Kind professionelle Hilfe?

Manchmal steckt hinter Schlafproblemen mehr als nur ein ungünstiger Rhythmus. Wenn ein Kind über Wochen hinweg:
- regelmäßig Albträume oder Schlafstörungen hat
- massiv Angst vor dem Einschlafen äußert
- tagsüber übermüdet und unkonzentriert ist
- oder das Thema „Schlafen“ zur Dauerbelastung in der Familie wird,
sollten sich Eltern nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – etwa bei Kinderärzt*innen, Schlafberater*innen oder psychologischen Fachstellen.
Schlafen ist (auch) Beziehungsarbeit
Schlafen ist beim Kind nicht nur eine biologische Notwendigkeit, sondern ein emotionaler Prozess. Kinder brauchen Begleitung, Vertrauen und klare Strukturen, um den Übergang in die Nacht bewältigen zu können. Auch wenn es Phasen gibt, in denen das Zubettgehen zum täglichen Kraftakt wird – mit Geduld, Empathie und den richtigen Strategien kann aus dem Kampf um die Schlafenszeit wieder ein liebevolles Ritual werden.
Denn am Ende wünschen sich alle das Gleiche: eine ruhige Nacht – für Kind und Eltern.
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