
Zeitreise: Zu Besuch auf Burg Sommeregg
Über Seeboden thronend, ist die Burg Sommeregg eines der beliebtesten Ausflugsziele Kärntens – geprägt von einer langen Geschichte und persönlichen Erinnerungen.
(c) Martin Huber
Es riecht nach Schnee, als wir den Weg Richtung Burgtor entlang spazieren, um Martin Schinagl und Frank Riegler zum Gespräch zu treffen. Die beiden sind Kopf und Herz der Burg Sommeregg, die über Seeboden thront und beim Aufgang einen fabelhaften Blick Richtung Millstätter See und Goldeck freigibt. Martin
Schinagl öffnet das Burgtor, gekleidet in dem, was für ihn Arbeitskleidung bedeutet – die Kleidung eines Burgvogts wie in alten Zeiten, ausgestattet mit Umhang, Barett und Schwert.


Repräsentativ und unterhaltsam.
Schinagl ist Theaterschauspieler und seit 15 Jahren in der Rolle des Burgvogts auf Sommeregg tätig. Aber was macht ein „Burgvogt“ eigentlich? Historisch verwaltete und richtete der Vogt eine Burg im Sinne des Königs. Zu Schinagls Aufgaben gehören Repräsentation, Bildung und Unterhaltung. Als erfahrener Theater- und Fernsehmacher schreibt er jährlich das Stück für die Ritterspiele und tritt dort als Herold auf – als mittelalterlicher Botschafter und Organisator eines Ritterturniers. „Ich bin am Platz der Herold und auf der Burg der Vogt. Der Vogt hat sozusagen den Willen des Königs auszuführen und der Herold hat für Ordnung am Markttreiben und am Gelände zu sorgen.“ Im Restaurant begleitet Schinagl überzeugend und mit eindrucksvoller Stimme und Performance die „Rittermahle“, die eine zentrale Rolle auf der Burg spielen. Hier wird gegessen wie in alten Zeiten, im Überfluss, gerne auch mit den Händen – und nach genauen Regeln. „Jeder Gast bekommt von mir eine Rolle zugewiesen. Da kann es schon sein, dass der Manager der Hofnarr ist oder der Bauarbeiter der König“, schmunzelt der Schauspieler. „Ich weiß schon ganz genau, wie ich die Leute anspreche.“ Die Gäste kommen zu diesem Erlebnis von weit her. „Wir haben große Gruppen, Stammgäste, aus Deutschland und der Schweiz.“
Beim Schweizer Naturell muss er sich manchmal bemühen, zum Humor vorzudringen. „Das macht mir auch selbst
sehr viel Spaß, wenn eine Herausforderung dabei ist. Aber sie lieben es und kommen gerne wieder.“ Schinagl hat
neben der Unterhaltung einen gewissen Bildungsauftrag inne. „Dem Gegenwartsmensch sind die althergebrachte
Heraldik und die damalige Hierarchie gar nicht bewusst.“
Ritterspiele und der Sinn fürs Geschäft.
Neben dem Rittermahl sind die jährlichen Ritterspiele das Aushängeschild. Eine Idee, die Burgeigentümer Frank Riegler vor 24 Jahren geboren hat. Drei Wochen lang findet ein mittelalterlicher Markt mit authentischem Handwerk, Kulinarik und Gauklerbühne statt, während in der Naturarena Ritterturniere über die Bühne gehen.
„Wir wissen, dass jedes Jahr insgesamt gut 30.000 bis 40.000 Besucher zu den Turnieren kommen, auf den Markt
wahrscheinlich das Doppelte“, so der Burgherr. Die ersten Spiele haben klein am mit Stroh bedeckten Parkplatz begonnen, etwas chaotisch, aber schon beim ersten Mal eine Attraktion. „Damals haben wir mit 2000 Leuten gerechnet, gekommen sind viermal so viele. Heute ist es eine schöne Möglichkeit, in alte Zeiten einzutauchen und dem Alltag zu entfliehen. Ich bin nicht so der Bühnenmensch, aber wenn ich am Gelände unterwegs bin und sehe, dass die Leute eine Freude haben, dann ist das das Größte.“ Große Expansionspläne hatte Riegler für seine Burg nie. Neues kommt immer behutsam und Schritt für Schritt. Als er erstmals mit der Planung des Foltermuseums begann, wurde er belächelt. Heute ist das eindrucksvoll-schaurige und authentische Museum im historischen Rittersaal nicht mehr von Kärntens touristischen Attraktionen wegzudenken.

Grafen & Fürstinnen.
In der Burg Sommeregg steckt aber weitaus mehr als ihre Funktion als Attraktion. Bis ins zwölfte Jahrhundert soll ihre Geschichte zurückreichen. „Für eine Burg hatte sie außerdem recht viele Besitzer“, so Schinagl. Für fast 300 Jahre war sie zunächst im Besitz der Grafen von Ortenburg und wurde als Damenschutzburg genutzt, wo Gräfinnen und Kinder residierten. Die Grafen von Cilli beerbten die Ortenburger und 1550 erwarb Christoph
Khevenhüller die Burg Sommeregg, noch bevor Landskron und Hochosterwitz in seinen Besitz kamen. Unter
seinen Nachfolgern hielt die Burg eine wichtige Rolle als Versammlungsstätte der Geheimprotestanten inne, bevor die protestantische Familie im 17. Jahrhundert das Land verlassen musste. Nach dem Grafen von Widmann kam die Burg in den Besitz der Gräfin Katharina von Lodron und blieb bis 1860 bewohnt. 1934 erwarb Josef Riebler die Ruine und überließ sie seiner Tochter Helen Theres, die verehelicht zur Baronin Rosenberg de la Mare wurde und in einem Jagdschlössl unter der Burg wohnte. Von ihr erwarben schließlich 1969 Andreas und Elfi Egger die Burg.
Schicksalsschlag und viel Leidenschaft.
Andreas Egger, heute 93, hat seine Lebensgeschichte und seine Zeit auf der Burg Sommeregg gemeinsam mit dem Autor Erich Pak im Buch „Der Burgherr von Sommeregg“ aufgearbeitet. 23 Jahre lang investierte das Ehepaar Egger Herz und Geld in die Sanierung der Burg – von der Renovierung und Elektrifizierung bis hin zur Einrichtung der Wasserversorgung waren Geduld, Erfindergeist und viele Investitionen gefragt. Was heute authentisch wirkt, hat Egger möglich gemacht: „Die Zufahrt musste hergerichtet werden, der Wassergraben vor dem heutigen Eingang wurde zu geschüttet, Stützmauern mussten errichtet werden“, so ein Auszug aus den Erzählungen im Buch. Auch Trinkwasser, Abwasser und Stromversorgung mussten erst ermöglicht werden. Bis heute verspürt Andreas Egger eine enge Verbindung zu seinem ehemaligen Zuhause – das Paar wohnte ab 1987 selbst im restaurierten Jagdschlössl. Sein Sohn hätte die Burg eines Tages übernehmen sollen, starb jedoch sehr jung bei einem tragischen Unfall. Daraufhin entschied sich Egger bei der Burggestaltung um, errichtete den Speisesaal zwischen Turm und Burg, und etablierte bald darauf Veranstaltungen auf der Burg – etwa den Burgschmaus und Grafenhochzeiten mit inszeniertem Theater. Sieben Jahre lang veranstalteten die Besitzer die „Musikagitation“ im Sommer und betrieben einen Eislaufplatz im Winter. „Die Trauer ist aber auch heute noch da“, so Andreas Egger, der mit beeindruckender Fitness und Jugendlichkeit immer noch gerne auf die Burg hinaufspaziert. 1992 entschied er sich schweren Herzens, die Burg an die Familie Riegler zu verkaufen, wonach Frank Riegler die heutige Nutzung mit Geschäftssinn und Ideenreichtum weiterentwickelte.


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