Der große Funkenflug
Ein geniales Handwerk mit maximalem Coolness-Faktor: Zu Besuch bei den Schmiedemeistern Josef Jobst und Christoph Thausing in der letzten Schmiede in Klagenfurt.
FEUER, ESSE, AMBOSS. Kraft, Konzentration und Kreativität brauchen Josef Jobst (31, li.) und Christoph Thausing (47) in ihrem Arbeitsalltag © Herbert Wieser/Wunderkastl.at
Wir machen das beide irrsinnig gern und haben uns viel autodidaktisch beigebracht.
Schmiedemeister Josef Jobst & Christoph Thausing
Beim MONAT lieben wir ja Termine, bei denen es heiß hergeht. Und wenn die Interviewpartner dann auch noch mit so viel Können, Herz, Energie und Schmäh am Werk sind wie die zwei Schmiedemeister Josef Jobst und Christoph Thausing, dann springt der Funke der Begeisterung schnell über.
Wie aus der Zeit gefallen
Ein Pfeil am Gehweg – „Kunstschmiede“ – macht in der Bahnstraße 119, nähe Rosentalerstraße, auf die Werkstatt aufmerksam. Folgt man dem Pfeil, überrascht einen der Anblick und wirkt passend zum Schmiedehandwerk wie aus der Zeit gefallen: Im Rücken die Bahngleise, dann die Straße und vor uns ein gedrungenes Werkstattgebäude in einem Garten, dahinter ragen weiße Hochhäuser in den Himmel: „Wir sind die fünfte oder sechste Generation von Schmieden, die hier arbeiten“, erzählt Christoph Thausing, während er uns in die Werkstatt führt. Er deutet auf die Ringe an der Decke: „Hier sieht man noch, wo die Noriker hochgezogen wurden, um sie zu beschlagen.“
2020 sind Jobst und Thausing hier eingezogen: „Wir haben die Schmiede von der Glaserei Starzacher gemietet. Es ist ein Glück, dass Christine Starzacher sich in den Platz hier verliebt hat und gesagt hat: Das gehört erhalten. Wir haben uns gefunden. Das ist lässig“, freuen sich die beiden, deren erfolgreiche Zusammenarbeit von gegenseitigem Respekt, Vertrauen, der Liebe zum Beruf und dem Bekenntnis zum hemmungslosen Tüfteln getragen wird.
Viel mehr als nur „haudrauf “
Dass es in Kärnten nur mehr eine Handvoll Schmiede gibt, liegt auch daran, dass das Betätigungsfeld rar geworden ist – möchte man zumindest meinen. Denn, na ja, was macht denn der Schmied heute noch? Christoph Thausing, der auch am WIFI den Schmiedekurs unterrichtet, zählt auf: „Wir betreuen immer wieder klassische Reparatur- und Restaurierungsarbeiten bei Schlössern oder zum Beispiel beim Lindwurm-Gitter oder beim Gitter um den Herzogstuhl.“ Stiegenaufgänge, Geländer, Tore und Zäune, die ein paar hundert Kilo wiegen und die historisch geschmiedet, verspielt oder minimalistisch-modern sind, werden ebenso entworfen und gefertigt wie filigrane Zierelemente oder Beschläge. Und dann ein Lächeln und ein Blitzen in den Augen der zwei Schmiedemeister:
Wir machen auch viel schräges Zeug. Wir ticken anders.
Schmiedemeister Josef Jobst & Christoph Thausing
Das glauben wir ihnen aufs Wort. Für die Stadtrichter zu Clagenfurth haben sie zum Beispiel Schlüsselanhänger, Brief- und Bieröffner aus Bronze und Messing gegossen. Ihr gemeinsam entwickelter runder Scheitholz-Griller sowie ihre Pfannen – „Die hast du ewig!“ – sind jetzt schon der Renner. Das Erfolgsgeheimnis? Jobst: „Es gibt wenige Leute, die sich so vertieft haben in die Materie wie wir. Wir machen das beide irrsinnig gern. Wir tüfteln viel und haben uns vieles autodidaktisch beigebracht – da gehen Zeit, Energie und Kraft drauf. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir sagen können, wir sind beide gute Schmiede. Da kommst du nur hin, wenn du ein bissl ein Freak bist.“ Thausing bestätigt: „Der schlimmste Satz in meiner Lehrzeit war: ‚Tüfteln zahlt sich nicht aus.‘ Den habe ich immer gehasst. Denn Entwicklung braucht das Investment.“
Eine Pfanne für die Ewigkeit
Für den MONAT haben Christoph Thausing und Josef Jobst – siehe auch www.schmiede-klagenfurt.at – die Esse eingeheizt und in rund eineinhalb Stunden Handarbeit in verschiedensten Arbeitsschritten eine Pfanne geschmiedet. Wie aus einem Metallstück eine „Hotpan made in Celovec“ wird, können Sie auf Instagram anschauen: Hier gehts zum Video!
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