KAC-Trainer Furey & Fischer: „Druck ist ein Privileg.“
Die Trainer Kirk Furey und David Fischer haben dem EC KAC einen neuen Spirit eingehaucht. Der MONAT hat sie besucht.
Powerduo. David Fischer und Kirk Furey haben den EC KAC wieder ganz nach vorne gebracht. © Helge Bauer
Man muss in den Annalen schon weit zurückblättern, bis man einen ähnlich souveränen KAC im Grunddurchgang findet wie in der Saison 2023/2024. Siege als eine Selbstverständlichkeit. Tempo-Hockey, funktionierendes Umschaltspiel und junge Cracks, die spielen, als hätten sie schon Jahrzehnte in der Kampfmannschaft am Buckel. Wirft man während der Partien einen Blick auf die rot-weiße-Spielerbank, blickt man in hoch motivierte Gesichter. Viele Akteure setzen sich zwischendurch nicht einmal hin – man fiebert mit den Kollegen mit, spielt gewissermaßen auch von draußen mit. Das war nicht immer so. Und gilt als Verdienst des neuen Trainerteams, das viele über den grünen Klee loben: Kirk Furey und David Fischer. Ein kongeniales Gespann, das erstmals auf der ganz großen Bühne hauptverantwortlich coacht. Der MONAT machte die Probe aufs Exempel, stattete den beiden einen Besuch am wohl heiligsten Ort für Eishockeycoaches ab: der Trainerkabine.
Der Mensch zählt.
Kirk Furey holt uns höchstpersönlich am Eingang ab, lotst uns an Kabinen und Fitnessräumen vorbei hinein ins Innerste des EC KAC. Auf großen Computer-Bildschirmen werden Spielsequenzen seziert, die Wände sind mit Taktiktafeln bestückt. David Fischer bringt den Kaffee, strahlt übers ganze Gesicht, der Schmäh rennt. Beide kennen den KAC über Jahre, haben als Spieler Meistertitel eingefahren und ihre Knochen hingehalten. Und wissen freilich auch um die Erwartungshaltung, die in Klagenfurt wohl ungleich höher ist als überall anders in Österreich. „Wir würden es aber auch nicht anders wollen“, sagt Kirk Furey. „Es gibt Eishockey-Fans und Teilzeit-Fans. Letztere sind in Klagenfurt aber nicht vorhanden. Hier wird das Spiel gelebt. Die Tradition motiviert uns, treibt uns an. Der Druck ist ein Privileg.“
Sowohl Furey als auch Fischer haben beim KAC bereits im Nachwuchs beziehungsweise an der Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Kampfmannschaft gearbeitet. Sie kennen jene jungen Spieler, die heuer – wie man so schön sagt – die Liga rocken. Doch egal ob alt oder jung,
Legionär oder Österreicher – für Furey und Fischer steht etwas anderes im Vordergrund. „Der Mensch“, meint Fischer. Sein Headcoach präzisiert: „Wir coachen in erster Linie den Menschen, dann erst den Athleten. Das ist ein großer Unterschied.“ Man glaubt den beiden, was sie sagen, spürt die Überzeugung, die sich notabene auch auf die Spieler überträgt.
Kanada trifft USA.
Furey (47), seit 2007 in Klagenfurt, ist zweifacher Vater (Sohn Skyler ist zwölf und natürlich beim KAC aktiv, Tochter Brinn, 14, glänzte als Sängerin bei The Voice Kids!) und Kanadier. Fischer (35) ist in den USA aufgewachsen, mittlerweile mit einer Kärntner Lehrerin (Anna-Maria) liiert und stolzer Vater der einjährigen Mia. Die Unterschiede zwischen Kanada und den Staaten? „Sind in unserem Fall nicht wirklich groß. David ist in Minnesota groß geworden. Das sind bodenständige, geerdete Menschen, wie David“, erklärt Furey. Auch Fischer ortet kaum Unterschiede: „Einer meiner Freunde ist Baseball-Coach. Er betreut Spieler aus aller Herren Länder und hilft im Sommer auch beim Eishockey aus. Dort hat er Cracks aus den Staaten, aus Kanada, aber auch Schweden, Finnland oder sogar Österreich mit dabei. Und er findet, dass Eishockeyspieler überall auf der Welt sehr ähnlich ticken. Das ist ein Menschenschlag, egal woher man stammt.“
Das Handicap.
Die Aufgaben haben sich Furey/Fischer klar aufgeteilt. Der Co-Trainer übernimmt Überzahl-Unterzahlformationen, der Headcoach das 5-gegen-5. Es wird akribisch gearbeitet, Zeit für Hobbys bleibt während der Saison nicht. Und abseits davon? „Golf“, lacht David Fischer, „ich liebe und hasse es!“ Fureys Handicap? „Mein Spiel!“ Fischer grinst wieder: „Der Kirk hat aber andere Talente. Er ist der geborene Gärtner und bäckt auch eigenes Brot.“
Dann werden beide ernst, gilt es doch, den jeweils anderen mit drei Worten prägnant zu beschreiben. Furey beginnt: „David ist intelligent, leidenschaftlich und unterstützend.“ Fischer kontert: „Kirk ist engagiert, selbstlos und open minded.“ Wenn es hart auf hart geht, glaubt Furey an „den Menschen“ und Fischer „ans Herz.“ Die beiden haben den Stil des KAC verändert, den Spielern mehr Freiheiten eingeräumt. Furey: „Wir wussten, dass die Defensive gut funktioniert. Mit offener Kommunikation haben wir bewusst versucht, den Jungs ein schnelles Eishockey zuzumuten. Ein Spiel, für das man viel Energie braucht, das aber auch eine neue Identität mit sich bringt.“
Fotograf Helge Bauer bringt die Bilder in den Kasten. Unser Interview ist zu Ende. „Danke“, sagt das sympathische Trainerduo, „war ein wirklich gelungener Termin.“ Und spätestens jetzt ist uns klar, warum die Rotjacken heuer so erfolgreich performen.
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