Sport: Zwei Supertalente

Ein Kärntner Duo zieht aus, um die Sportwelt zu erobern: Rosa Donner (20) segelt ab heuer in der Weltelite, Kristina Holzfeind (16) wandelt auf Anna Gassers Spuren.

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Snowboarderin Kristina Holzfeind © beigestellt

VON TANJA KOVAČIČ

Im Sport spricht man vom Mindset, das es braucht, um es ganz nach oben zu schaffen. Bei diesen zwei jungen Kärntnerinnen muss man sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen, denn wenn man mit ihnen spricht, merkt man ganz schnell: Sie haben den Sport im Blut. 

Einerseits ist da Snowboarderin Kristina Holzfeind, Jugend-Olympiasiegerin im Big Air 2023, die auf dem besten Weg ist, irgendwann in Anna Gassers große Fußstapfen zu treten: „Wenn ich gut weitermache mit dem Training, sollte es klappen, da hinzukommen, wo ich hinwill“, erzählt die 16-Jährige äußerst sympathisch und ohne jeglichen Hauch von Überheblichkeit. Andererseits ist da Seglerin und U21-Weltmeisterin in der 470er Klasse Rosa Donner, die soeben den Sprung vom Junioren- in den Profibereich gewagt hat und erklärt: „Das langfristige Ziel ist es, mich für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles zu qualifizieren.“ Und weiter: „Segeln ist für mich kein Job, sondern ein Lifestyle, eine Lebenseinstellung.“

Im März zur WM.

Das gilt auch für Kristina Holzfeind und ihren Snowboardsport, dem sie sich mit Leib und Seele verschrieben hat. Stand sie von klein auf zunächst noch auf Skiern, entdeckte sie im zarten Alter von sieben Jahren die Liebe zum Board. „Mein Papa kann auch snowboarden und hat es mir beigebracht. Mit zehn Jahren bin ich dann in die Freestyleszene sozusagen hineingerutscht. Diese Community ist so unglaublich hilfsbereit und motivierend, anders als beim Skisport. Wenn ich heute zu Wettkämpfen fahre, freue ich mich immer darauf, meine Freunde zu sehen“, schwärmt das Kärntner Ausnahmetalent vom Freestyle Club Villach im MONAT-Gespräch. Der Sport sei vergleichsweise klein, daher ziehen alle an einem Strang und wollen gemeinsam den Sport weiterbringen. „Wir motivieren uns gegenseitig und brennen für das Gleiche. Der Konkurrenzkampf startet erst, wenn man am Start steht“, so Holzfeind, die mittlerweile dem österreichischen C-Kader angehört und großteils im Europacup am Start steht.

Ihr nächstes Ziel: die Weltmeisterschaft der Junioren im italienischen Livigno. Die Erwartungen? Holzfeind stapelt tief: „Es ist meine erste Junioren-WM, da muss ich mir die Sache mal anschauen. Im Hinterkopf halte ich meine Erwartungen lieber niedriger, aber ich nehme natürlich alles, was geht. Und wenn es gut läuft, ist vieles möglich.“ Die Erfolgsaussichten würden auch davon abhängen, wie viele der Topathletinnen aus Asien zur WM anreisen.

Es ist meine erste Junioren-WM. Aber wenn es gut läuft, ist vieles möglich. 

Kristina Holzfeind, Snowboarderin
Snowboarderin Kristina Holzfeind © Simone Attisani

Training mit der „Queen“.

Ein weiteres Ziel der jungen Kärntnerin ist die Qualifikation für den Heim-Weltcup am Kreischberg in der kommenden Saison. „Wenn alles zusammenpasst, sollte es sich ausgehen“, ist Holzfeind optimistisch. Mittlerweile besucht sie das Skigymnasium Stams in Tirol. Bei passendem Wetter wird bei jeder Gelegenheit trainiert: vom Kreischberg bis nach Flachau, häufig sogar gemeinsam mit Österreichs „Snowboard-Queen“ Anna Gasser. „Wir sind im ÖSV natürlich nicht in der gleichen Gruppe, aber wir trainieren oft zusammen. Vorbilder wie Anna sind für junge Athleten immer sehr wichtig. Sie geben einem die Vorstellung, wo man hinkann, wenn man hart daran arbeitet“, ist die 16-Jährige überzeugt. Aber auch in praktischer Hinsicht kann man sich von den ganz Großen viel abschauen. „Wenn wir mit Anna zusammen trainieren, schaut man zu ihr auf und lernt auch viel über neue Tricks.“

An diesen zu arbeiten ist sowieso ein Dauerziel im Big Air und Slopestyle. „Nur durch ständige Verbesserung der Tricks geht die Leistungskurve nach oben und man kommt langfristig dorthin, wo man hinwill.“ Stürze und Verletzungen gehören in ihrem Sport dazu, allein im Vorjahr habe sich Holzfeind mehrere Gehirnerschütterungen zugezogen. Angst entwickeln dürfe man aber keine. „Manchmal muss man ein Risiko abwägen, aber das kann man alles auch relativ logisch betrachten, ob etwas sicher ist oder nicht. Angst muss man wegschieben und es einfach machen. Wenn man es nicht macht, wird man auch nichts erreichen.“ Und wer weiß, vielleicht gelingt der Jugendolympiasiegerin und Kärntner „Aufsteigerin des Jahres“ bei der Landes-Sportlerwahl 2023 bereits jetzt im März bei der Junioren-WM der nächste große Coup?

Snowboarderin Kristina Holzfeind © beigestellt

Sprung zu den Profis.

Einen bedeutenden Schritt hat eine andere sehr aussichtsreiche Kärntner Jungathletin mit dem Start der heurigen Saison gewagt. Seglerin Rosa Donner wechselt mit kaum 20 Jahren in den Profisport. Vorschoter Niklas Haberl ist ein 2000er Jahrgang, deshalb nun zu alt für den Juniorenbereich. Die Entscheidung ist gewichtig, am sportlichen Alltag der Kärntner Junioren-Weltmeisterin sowie Vizeeuropameisterin in der 470er Mixed-Klasse wird sich allerdings nicht gravierend was ändern.

„Das Training bleibt das gleiche, wir trainieren doch seit 2021 mit dem Nationalteam“, sieht es Donner recht locker. Rund 270 Tage im Jahr ist sie am Wasser unterwegs, Reisetage kommen noch dazu. Über den Winter hat sich das junge österreichische Segelduo intensiv auf die neue Herausforderung im Profisport vorbereitet. Vier Trainingsblocks haben Donner und Haberl gemeinsam mit dem „Olympiaboot“ Lara Vadlau und Lukas Mähr auf Lanzarote absolviert.

Am Training ändert sich bei den Profis nicht viel. Unser langfristiges Ziel ist Olympia 2028.

Rosa Donner, Seglerin
Seglerin Rosa Donner © Richard Pichler Photography / Kelag

Auf Quali verzichet.

Letztere zwei gehen für Österreich im Sommer bei Olympia in Paris an den Start. „Österreich hat sich das Ticket geholt. Wir haben auf eine interne Qualifikation verzichtet und unterstützen Lara und Luki. Wir möchten noch viel von ihnen lernen, extremst viele Wasserstunden sammeln und wir hoffen dann auf die Qualifikation für die Spiele 2028“, berichtet Donner, die im Oktober vergangenen Jahres die Grundausbildung zur Heeressportlerin absolviert hat und inzwischen im Projekt Spitzensport und Studium an der Universität Klagenfurt studiert. Dankbar ist sie für die Unterstützung zahlreicher Sponsoren wie der Kelag, der Stadt Klagenfurt, In2theBlue, der Sporthilfe, Sportland Kärnten und Peeroton. „Ohne sie würde es nicht gehen.“

Segeln war immer ihre große Leidenschaft. Dass sie es mit dem Sport ernsthaft versuchen möchte, sei ihr 2020 bewusst geworden. „Schon mein Opa hatte ein Boot am Wörthersee, auch meine Mama und die große Schwester sind gesegelt. Ich wollte als Kind immer steuern und habe mit fünf oder sechs Jahren mit dem Klubtraining angefangen.“ Mit zehn Jahren hat sie sich erstmals für die U16 Europameisterschaften qualifiziert. Vor vier Jahren folgte schließlich der Umstieg in die olympische Bootsklasse der 470er. „Das war dann der Punkt, wo ich wusste: Ich will das wirklich machen.“ 

Sich blind verstehen.

Während der heurigen Saisonvorbereitung auf Lanzarote wurde viel am Speed und an Manövern gearbeitet. „Anfangs lief es etwas holprig, weil wir auch gesundheitlich angeschlagen waren, schließlich waren es aber sehr wertvolle Wochen.“ Dass man sich mit dem Partner am Boot blind versteht, sei extrem wichtig. „Auch die Chemie im Team muss passen, denn man verbringt auch abseits des Segelns sehr viel Zeit gemeinsam.“

Das Programm für 2024 ist dicht. Österreichs Nationalsegler sind aktuell bei der 470 Weltmeisterschaft in Palma de Mallorca im Einsatz, danach folgt ebenfalls in Palma der erste Weltcup. Nach dem Weltcup im April in Hyeres übersiedelt der Tross im Mai zur EM und später unterstützend für die Olympiavorbereitung nach Marseille. Dass es Schlag auf Schlag geht, ist der aufgeweckten Rosa Donner aber nur recht, denn auch wenn sie Freizeit hat, ist sie am allerliebsten sportlich unterwegs. „Für mich ist es schwer, daheim zu sitzen und nichts zu tun“, lacht die 20-Jährige, die sich selbst als „ehrgeizig, aufgeweckt, zielorientiert und fröhlich“ beschreibt.

Team Donner & Haberl © Int. 470 Class Association / M. Greiciuviene

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