„Die Liebeskümmerer“ auf Netflix: Rupp und Thomass über Herzschmerz
Filmtipp zum Valentinstag
© Courtesy of Netflix 2023/ Anne Wilk
Rechtzeitig zum Valentinstag erscheint auf Netflix die herzerwärmende romantische Komödie „Die Liebeskümmerer“ mit Laurence Rupp und Rosalie Thomass in den Hauptrollen. Wir trafen die beiden zum Interview über Herzschmerz und Liebestabus.
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Die Liebeskümmerer auf Netflix: Darum geht’s
Sitzengelassene, Betrogene, Lückenfüllende – Liebeskummer kann alle treffen. Autorin Elena-Katharina Sohn gründete 2011 in Deutschland die Agentur „Die Liebeskümmerer“, die sich um Herzschmerz jeglicher Art sorgt und beim Heilen hilft. Sie und ihre Kolleg:innen fördern in ihrer Arbeit das Loslassen, stärken den Selbstwert und arbeiten Traumata auf.
Im Jänner veröffentlichte sie ihren vierten Ratgeber „Das Buch, das dein Herz gerne lesen würde“ und am Februar erscheint auf Netflix die von ihrer Erfolgsgeschichte inspirierte romantische Komödie „Die Liebeskümmerer“.
Darin sehen wir die Münchnerin Rosalie Thomass als Maria, Gründerin einer Agentur für Liebeskummer, und den Wiener Laurence Rupp als Karl, Journalist und der festen Überzeugung, dass Marias Agentur völliger Schwachsinn ist. Natürlich kommt dann alles anders.
Moderne Romantik?
Netflix beschert uns damit eine neue Rom-Com, die endlich mal wieder überzeugt und an die Liebe glauben lässt. Karl wird schon in den ersten Minuten als beziehungsunfähig enttarnt und Maria ist gar nicht so schlau in Liebesangelegenheiten, wie man denken könnte. Neben all der Liebe finden auch Kummer und Schmerz Platz, die dem Netflix-Film eine nötige Ernsthaftigkeit und realitätsnahe Erzählweise verleihen. Genau darüber haben wir uns mit den Hauptdarstellenden Thomass und Rupp unterhalten.
Ist „Die Liebeskümmerer“ ein guter Film zum Valentinstag?
Rosalie Thomass: Der Film macht Spaß, weil es darum geht, dass ein Mensch, der nicht lieben kann und eine bindungsängstliche Frau sich verlieben. Trotz aller Widerstände. Ich glaube, eine gute (romantische) Komödie hat immer auch einen ernsten Kern. Ohne Not keine Komik.
Was macht Liebeskummer zu einem so universellen Thema?
Rosalie Thomass: Mit Liebeskummer ist es wie mit Trauer. Das sagt meine Figur Maria auch einmal im Film. Es ist etwas, das wirklich jeden Menschen irgendwann ereilen kann.
Egal welches Ritual man für sich findet, man muss das Kapitel abschließen.
Rosalie Thomass, Schaispielerin
Liebeskummer wird oft totgeschwiegen, nach einigen Monaten sollte man einer alten Beziehung nicht mehr nachtrauern. Bricht ein Film wie dieser Tabus?
Laurence Rupp: Ganz grundsätzlich sagt er, wenn etwas im Leben nicht läuft und man irgendetwas nicht auf die Reihe kriegt, kann man sich Hilfe holen. Er sagt in seiner ganzen Grundsätzlichkeit, dass Psychotherapie einfach weniger stigmatisiert ist und auch die Menschen weniger stigmatisiert sind, die sich Hilfe holen. Egal ob das wegen Liebeskummer oder einer Depression ist, das ist hier wichtig.
Rosalie Thomass: Die Arbeit von den Liebeskümmerern besteht auch darin, zu schauen, wie es weitergehen kann, also eine Perspektive zu schaffen. Das finde ich sehr sinnvoll.
Wann hattet ihr das erste Mal Liebeskummer?
Rosalie Thomass: Gerade so als junger Teenie hatte ich ganz viel Herzschmerz und Weltschmerz, da habe ich auch viele Gedichte geschrieben. Vielleicht romantisiert man das auch rückblickend, aber ich fand es schön, so melancholisch zu sein und dramatische Musik zu hören.
Ich war höchstens zwölf, da hat mich mein erster Freund verlassen – mit dem war ich dreieinhalb Wochen zusammen (lacht). Allein schon das finde ich lustig, dreieinhalb Wochen Beziehung, die zu Ende gehen,
das war für mich eine große Sache. Tatsächlich bin ich im Erwachsenen-Leben aber bisher ganz schön verschont geblieben bisher.
Laurence Rupp: Jetzt wo wir so darüber geredet haben, ist mir tatsächlich etwas eingefallen. Ich habe mal für VW eine Werbung gedreht, ganz groß aufgezogen. Die Hauptdarstellerin war eine Engländerin, die war wahrscheinlich 25 Jahre alt und ich war 15 oder 16 Jahre alt. Ich habe die so toll gefunden.
Ich kann mich noch genau erinnern: Ich bin nach Hause, bin auf der Treppe zusammengebrochen und habe wahnsinnig geheult, weil ich wusste, ich werde diese Frau nie wiedersehen. Ich hatte Liebeskummer, obwohl gar nichts begonnen hat (lacht).
Man lernt im Film auch ein paar Methoden kennen, wie man den Liebeskummer aufarbeiten kann. Gibt es da eine, die euch besonders angesprochen hat?
Rosalie Thomass: Du machst ja tolle Vorschläge als Karl, gell (schmunzelt)?
Laurence Rupp: Ich muss sagen, wenn man das auf eine gewisse Kurzfristigkeit der Problemlösung betrachtet, finde ich die Sachen von Karl gar nicht so schlecht. Sich erst mal abzulenken, mit seinen Freunden Zeit zu verbringen, Party zu machen und mit anderen Menschen intim zu sein, glaube ich, ist erst mal nicht falsch. Aber vielleicht ist es auch Quatsch (lacht).
Rosalie Thomass: Auf lange Sicht finde ich diese Auseinandersetzung mit dem Schmerz gut. Die Idee bei den Liebeskümmerern ist, den Menschen auch ein bisschen die Angst zu nehmen vor diesem Schmerz oder vor dem Abschied. Dieses Loslassen bebildern wir im Film gut mit einer Loslass-Box.
Egal welches Ritual man für sich findet, man muss das Kapitel abschließen. Die echten Liebeskümmerer brachten den Vergleich, dass Trauer und Liebeskummer im emotionalen Körpersystem ähnlich funktionieren. Und da ist es ja auch so, dass wir Rituale haben, wie etwa ein Grab zu besuchen oder bestimmte Tage zu feiern.
Man sagt oft, es gibt die Generation Beziehungsunfähig und auch Karl scheint dazuzugehören. Wie wurdest du zu dieser Filmfigur, Laurence?
Laurence Rupp: Das ist ein bisschen ein Fremdanteil, würde ich jetzt einfach mal behaupten. Ich würde schon sagen, dass ich gut lieben kann und große Lust an Beziehungen habe, die nicht nur an der Oberfläche kratzen. Insofern musste ich überlegen, woher das kommt.
Das thematisieren wir auch bei Karl, dass es einmal diesen Versuch gab, mit einer Frau eine tiefgehende Beziehung zu führen und die wollte eben nicht. Die Reaktion war dann zu sagen, dass er diesen Schmerz nicht
noch einmal erleben will.
Die Message ist klar: If you got a problem, talk about it.
Laurence Rupp, Schauspieler
Wie würdet ihr die Entwicklung eurer Charaktere im Film beschreiben?
Laurence Rupp: Karl kommt halt irgendwann doch drauf, dass er sich diesem Erlebnis, das er mal hatte, stellen muss und Tabula Rasa machen muss. Er ist beziehungsunfähig und weiß das nicht einmal. Er braucht zuerst die Einsicht, das dauert schon einige Zeit und dann stellt er tatsächlich fest, dass er Ängste überwinden muss. Nur so kann er offen für Maria sein.
Rosalie Thomass: Karl denkt, er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, und Maria denkt auch, sie weiß, wie es läuft und glaubt ihr Leben im Griff zu haben. Damit belügt sie sich selbst. Das finde ich sehr lebensnah. Maria lernt durch Karl, wie sehr ihr jemand fehlt in ihrem Leben. Am Anfang haben beide Oberwasser, dann fallen sie gemeinsam auf die Schnauze und entdecken dabei, dass sie füreinander gerade richtig gut sind. Das ist modern romantisch. Die haben schon einige Schwierigkeiten miteinander durch, da war nicht alles beim Kennenlernen nur schön.
Gibt es eine spezielle Botschaft, die das Publikum aus diesem Film mitnehmen soll?
Rosalie Thomass: Ich hoffe, dass der Film tröstet und dass viele Menschen auf ihn stoßen und sagen: „Okay, ich bin nicht der einzige Depp, den Liebeskummer quält.“
Laurence Rupp: Ich wünsche mir, dass man 90 Minuten lang gut unterhalten wird. Und auch eine Form von Eskapismus aus diesen ganzen Welttragödien, die gerade um einen herum sind. Die Message ist klar: If you got a problem, talk about it.
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